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John Ruskin

Auszüge aus "Der Segen der Schönheit"

Handarbeit kann man immer von Masschinenarbeit unterscheiden.Solange Menschen akls Menschen arbeiten, ihr Herz in das, was sie tun, hineinlegen und ihr Bestes tun, ist es doch jenes Etwas in der Arbeit der Hand, das über allen Preis erhaben ist: deutlich kann man sehen, daß einige Stellen mehr Freude bereitet haben, als andere, dass da eine Pause gewesen und besondere Sorgfalt angewandt ist; dann kommen sorglose Stückchen und eilige Stückchen , und hier hat der Meißel hart zugeschlagen, hier leicht und da schüchtern, und wenn des Menschen Verstand bei der Arbeit war, wie sein Herz, wird das alles am rechten Ort sein, und jeder Teil den anderen hervorheben.

Alle Kunst ist das Werk des ganzen Geschöpfes, des Körpers und der Seele, hauptsächlich der Seele.

Es ist aber nicht nur das Werk des ganzen Geschöpfes, es wendet sich auch an das ganze Geschöpf. Dem, woraus das vollkommene Wesen spricht, kann auch das vollkommene Wesen lauschen, auch des Zuschauers Aufmerksamkeit der ganzen Seele

Auszug aus dem Vortrag "Die Kunst und die Schönheit der Erde"

von William Morris

13. Oktober 1881 vor Kunstgewerbeschülern in Burslem

Es gab eine Zeit, wo jedermann, der ein Ding machte, es als ein Kunstwerk neben einem nutzbaren Hausgerät schuf und Freude daran hatte, es zu machen.

Ich will nicht sagen, dass alle Arbeit, die wir jetzt tun, ohne Freude getan wird, aber ich meine selten, höchst selten jener höchsten Freude an der Arbeit selbst, die den Schaffenden seinem Werk aus innerstem Bedürfnis die Zeichen seiner Freude aufdrücken lässt.

Ich weiß aus Erfahrung, dass Zeichnung auf Zeichnung, nämlich bloße Entwürfe anzufertigen, ohne sie selbst auszuführen, den Geist sehr anstrengt. 

Es ist notwendig, um nicht zur Maschine herabgewürdigt zu werden, dass die Hand den Geist ruhen lässt, sowie der Geist die Hand. -Und ich sage, dass es diese Art der Arbeit ist, die die Welt verloren hat, und dass an ihre Stelle die Arbeit getreten ist, welche das Ergebnis der Arbeitsteilung ist. Diese Arbeit , was sie auch sonst hervorzubringen vermag, kann keine Kunst hervorbringen, die ganz auf solche  Werke beschränkt bleiben muss, die von Anfang bis zum Ende das Werk eines Menschen sind.

Darum stehe ich vor Ihnen, um Ihnen zu sagen, dass die Welt in diesen Tagen zu wählen hat, ob sie die Kunst haben oder aufgeben will. Und wenn Sie sich zur Kunst bekennen, muss sie ein Teil Ihres täglichen Lebens und des täglichen Lebens eines jeden Menschen werden.

Sie muss bei uns sein, wohin wir gehen; auf dem stillen Lande wie in der geschäftigen Stadt darf kein Ort ohne sie sein.

Sie muss sie in Freud und Leid begleiten, am Werktag, wie in Ihren Mußestunden. Sie darf kein Ansehen der Person kennen, und sie muss eine Sprache sein, die alle verstehen können. Sie wird sie lehren mit Hochachtung zu sehen und  soll des Menschen Freude sein, die edelste und beste Gabe, welche die Welt je zu bieten gehabt hat.

Ich sage es noch einmal, ich bin gewiss, dass die Kunst dies zu bedeuten hat und nichts Geringeres; dass, wenn wir die Kunst unter anderen Bedingungen am Leben zu erhalten versuchen, wir nur eine Scheinkunst aufrecht erhalten.

Wenn die Menschen den Gedanken aufgegeben haben, dass das Werk von Menschenhand ihnen erfreulich sein könnte, müssen sie ihr Äusserstes tun, um die Arbeit in der Welt auf das geringste Maß zu beschränken, zu vereinfachen und den durch das Suchen nach Schönheit verursachten Verbrauch untersagen. 

Und wenn es so weit ist, wird immer zu viel Arbeit, dass heißt zu viel Mühe in der Welt sein. Was dann?

Ich glaube, dass Maschinen alles hervorzubringen vermögen, nur keine Kunstwerke. Und abermals: was dann?

Nun ich muss sagen, dass meine Einbildungskraft nicht weiter reicht. Ich selbst leide so schmerzlich an dem erwähnten Mangel an gebührender Freude.

Ich denke, ich habe ein Recht dazu, Sie als Mitstreiter gegen die Hässlichkeit zu betrachten. 

Ich bleibe bei meiner Behauptung, dass diejenigen, die schöne Dinge machen sollen, in einer schönen Gegend leben müssen, aber die meisten  müssen sich mit den Berichten der Dichter und Maler über diese Gegenden begnügen, und sie müssen lernen, den engen Raum, der unser tägliches Leben umfängt, wegen der Schönheit und Harmonie zu lieben, die in ihm steckt.
Denn gewiss gibt es keine Quadratmeile auf der bewohnbaren Erdoberfläche, die nicht auf ihre Art schön ist, wenn wir Menschen nur darauf verzichten würden, diese Schönheit absichtlich zu zerstören; es ist dieser billige Anteil an der Schönheit der Erde, den ich als Recht jedes Menschen verlange, der ihn durch seine angemessene Arbeit verdienen wird.

Sie sind verpflichtet, sich besonders Mühe zu geben, gute und unverfälschte Arbeit zu liefern und allen Schein und alle Oberflächlichkeit zu meiden.

 

Ferner suchen Sie immer so viel aus Ihrem Material zu machen, wie sie können, aber immer in einer Weise, die es hebt.

Das ist die wahre raison d´ètre der verzierenden Kunst: Stein das Aussehen von Eisenwerk, oder Holz das von Seide, oder Töpferware das von Stein zu geben, ist das letzte Hilfsmittel verfallender Kunst.

Setzen Sie sich sosehr als möglich aller Maschinenarbeit entgegen. Aber wenn Sie für Maschinenarbeit zu zeichnen haben, lassen Sie deutlich erkennen, was es für Arbeit ist. Versuchen Sie nicht, einem gedruckten Teller das Ansehen eines mit der Hand gemalten zu geben; machen Sie ihn so, wie ihn niemand, wenn er mit der Hand malte zu machen versuchen würde, wenn bedruckte Teller auf den Markt gebracht werden müssen. Ich selbst kann ihren Nutzen nicht einsehen.

Mit anderen Worten, lassen Sie sich nicht zu Maschinen machen, oder es ist mit Ihnen als Künstler ganz aus.

jeder Mensch, der ein Anliegen hat, muß so handeln, als ob es von ihm allein abhinge, wie gut er auch um seine eigene Unvollkommenheit wissen mag; und so entsteht die Handlung aus der bloßen Ansicht. Bei allem, was ich sagte, habe ich immer daran gedacht, daß Sie mich baten, zu Ihnen als Freund zu sprechen, und daß ich es nicht versäumen durfte, ganz offen und unbesorgt gegenüber meinen Freunden und Mithandwerkern zu sein.

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